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Bryans Gamechan­ger-Note­book zum 9. Spieltag

01.11.2024 - 12:29 Uhr Gemeldet von: Bryan Herter | Autor: Bryan Herter

Moin liebe Insider,


zum 9. Spieltag heißt es: Ehre, wem Ehre gebührt. Die beste Defensive der Liga stellt RB Leipzig. Für dieses geht es nun auswärts nach Dortmund, und ich schaue mir mal das Erfolgsrezept der Defensivarbeit genauer an. Drei Gegentore nach acht Spieltagen ist eine Ansage. Im American Football gibt es das bekannte Sprichwort: Offense wins games, defense wins championships. Ist RB Leipzig schon bereit für die erste Meisterschaft der Klubgeschichte? Das werden wir heute nicht beantworten können, aber lasst mich gerne in den Kommentaren wissen, was ihr denkt.

Wir schauen uns jetzt an, warum RB für die angeschlagenen Dortmunder der vielleicht schwerstmögliche Gegner ist.

Leipzigs System gegen den Ball

Leipzigs System gegen den Ball

Leipzig agiert in zwei verschiedenen Grundausrichtungen gegen den Ball. Das normalerweise gespielte System ist das 4-2-2-2. Alternativ spielen sie es auch mit einer Fünferkette gegen den Ball. 4-2-2-2-Formation sieht man nicht allzu oft im Profifussball, da aufgrund der fehlenden Flügelspieler, die Breite häufig nicht richtig besetzt wird. Für Leipzig allerdings ist das kein Problem. Wenn sie Breite wollen, machen sie das über die hochlaufenden Außenverteidiger oder über die variablen Zehner.

Viel wichtiger für die Leipziger ist allerdings die Möglichkeit, zu pressen, Bälle zu erobern und schnell umzuschalten, vor allem durchs Zentrum.
Wenn wir uns das System anschauen, sehen wir zunächst mal eine Viererkette mit zwei Sechsern davor. Das sorgt dafür, dass insbesondere das Zentrum sehr eng ist und man guten Zugriff auch vor der Kette hat. Diese sechs Spieler bleiben häufig auch mit hinten nach Ballgewinn, sodass man mit sechs Spielern absichert und somit in der Regel auch Überzahl hat, sollte man den Ball wieder verlieren. Im Fachjargon spricht man gerne von einer „+1“ oder „+2“ Absicherung.

Vor den Sechsern sehen wir zwei Zehner. Die Positionierung dieser Spieler ist sehr variabel und hat die Vorteile, dass sie aus dem Halbraum agierend sowohl Zugriff auf die Flügel als auch auf das Zentrum haben. Sie verschieben also vor allem viel in der horizontalen Achse. Nach Ballgewinn agieren sie als offensive Spieler und bringen den Ball schnell nach vorne zu ihren Stürmern.

Mit Benjamin Šeško und Loïs Openda hat Leipzig die für ihre Zwecke genau richtigen Stürmer. Beide haben sowohl einen guten Antritt als auch eine gute Geschwindigkeit. Dazu sind sie abschlussstarke Stürmer, die viele ihrer Chancen effizient nutzen. Natürlich, wie zuletzt gesehen gegen den 1. FSV Mainz 05, haben beide noch Entwicklungspotenzial in der Übersicht und Entscheidungsfindung. Aufgrund der schnellen Umschaltspieler, die gegnerische Ketten überspielen können, kann es sich Leipzig leisten, nur mit vier offensiven Spielern umzuschalten und so häufig in Unterzahl zu sein.

Wichtiger Faktor: tiefe Balleroberungen

Wichtiger Faktor: tiefe Balleroberungen

Leipzig ist auch bekannt für ihr Pressing und Gegenpressing. Ein entscheidender Faktor sind dabei die Balleroberungen in der eigenen Hälfte und das Stören der gegnerischen Offensivqualität. Bleiben wir beim anstehenden Spiel gegen Borussia Dortmund, können wir drei Situationen betrachten, die zeigen, wie Leipzig einerseits das Offensivspiel des Gegners aushebelt und andererseits auch aus tiefen Balleroberungen gefährlich wird.

Mit Jamie Gittens hat Dortmund einen Spieler, der insbesondere über die Flügel kommt. Hier probiert Leipzig, wie überall in der Defensive, vorzuverteidigen und den Gegner gar nicht hinter die Kette kommen zu lassen. Hierfür agiert Rechtsverteidiger Lutsharel Geertruida aggressiv nach vorne und probiert Gittens den Ball abzunehmen. Der Zehner Antonio Nusa hat zwei Funktionen. Zum einem macht er zusätzlichen Druck auf Gittens, zum anderen soll er den zweiten Ball verwerten und schnellstmöglich in den Lauf der schnellen Stürmer spielen.

Die zweite Situation betrifft Donyell Malen. Er ist im Gegensatz zu Gittens mehr im Halbraum aktiv und wird es hier noch schwerer haben. Grundsätzlich gilt das gleiche wie auf der anderen Seite. Henrichs und Baumgartner verteidigen aggressiv und mit Druck auf den Gegenspieler. In diesem Fall kann aber sogar noch ein Sechser oder ein Innenverteidiger zusätzlichen Druck ausüben.

Der wichtigste Dortmunder Feldspieler ist sicherlich Serhou Guirassy. Auch ihm steht ein sehr schwieriges Spiel bevor. Besonders gerne hält er sich zwischen den Ketten auf und behauptet und verarbeitet dort die vertikalen Bälle der Dortmunder. Hier verteidigen Orbán und Castello Jr. aggressiv vor bei Bedarf. Dazu kommt, dass aufgrund der zwei Sechser der Raum vor der Kette sehr eng gehalten wird und es so sehr schwierig ist, Bälle hier reinzuspielen und festzumachen.

Die „Matchup-Matrix“ von meinem Kollegen Hubi sagen ihm gerade einmal 33% Punktepotenzial voraus. Ausgehend von 100% als Ligadurchschnittswert bedeutet dies eine wahrlich schlechte Prognose.

Was genau es mit der „Matchup-Matrix“ auf sich hat, könnt ihr hier nachlesen.

Was sagen die Statistiken?

Was sagen die Statistiken?

Die Statistiken bestätigen den Eindruck, dass Leipzig eine hervorragende Pressing- und Umschaltmannschaft ist und kein Team der Liga es aktuell besser macht als sie. Nur bei zweiten Bällen sind sie ligaweit auf dem zweiten Platz. Alle anderen wichtigen Statistiken dominieren sie.

Für Dortmund sehe ich also keine guten Voraussetzungen im Spiel. Welche Resthoffnung für die Schwarz-Gelben besteht, könnt ihr in der aktuellen Folge unseres Podcasts „Gamechanger am Donnerstag“ hören.

Bei Fragen, Anregungen und konstruktiver Kritik schreibt mir gerne eine Nachricht. Lasst uns wie immer gerne in den Kommentaren diskutieren.

Ich wünsche euch viele Punkte am kommenden Wochenende!